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A.J. Brown

Mit dem 51sten Pick wählen die Tennessee Titans Wide Receiver Arthur James Brown Jr., kurz A.J. Brown von der University of Missisippi. Er kommt als all-time leading Receiver der Ole Miss Rebels zu den Titans. Viele Experten sehen ihn als den komplettesten Receiver dieser Draft Class an. Er besticht durch explosive Yards-After-Catch und hervorragende und zuverlässige Hände. Gerade diese waren bitter nötig in der Titans Offense.

Vita

Arthur James Brown Junior wurde am 30. Juni 1997 in Starkville, Mississippi geboren. Dort ging er auch an die Starkville High School und wusste gleich in 2 Sportarten zu überzeugen. Neben dem Football machte er sich auch als Outfielder im Baseball einen Namen. Während seiner Karriere führte auch er sein Team zu einer 6A State Championship und am Ende seiner Senior Season standen 83 Catches für 1.371 Yards und 13 TDs zu Buche. Diese Leistung wurde mit einer Einladung zum Under Armour All-America Game belohnt. Auch in diesem elitären Kreise wusste er mit 4 Catches für 79 und einen TD zu überzeugen. Er erhielt als erst zweiter Spieler aller Zeiten außerdem eine Einladung zum Under Armour All-American Game im Baseball. Der andere? Ein gewissen Kyler Murray…

Brown galt als 4-Star Prospect, Top-50 Recruit des Landes, #5 Receiver des Landes und als Top-3 Spieler in Mississippi. Die #1 war wie wir gelernt haben Jeffery Simmons. Am National Signing Day kam es dann zu einem Eklat. A.J. Brown entschied sich gegen die Universität seiner Heimatstadt Starkville, die Mississippi State, und schrieb sich an der University of Mississippi ein um fortan das Trikot der Rebels zu tragen. Dies nahm man ihm in Starkville sehr übel, noch dazu spielte er nun für den Erzfeind und war so unter anderem ein regelmäßiger Gegenspieler unseres First Round Picks Jeffery Simmons’.

College Karriere

Noch bevor er seine Karriere als Receiver und Outfielder begonnen hatte, wurde er von den San Diego Padres in der 19ten Runden des 2016 MLB Drafts ausgewählt und unterschrieb bei diesen einen Rookie Vertrag. Dadurch durfte er zwar nicht mehr an der Ole Miss Baseball spielen, als Football Spieler stand einer großen Karriere dadurch aber nichts im Wege.

In seinem Freshman Year brachte es Arthur Junior auf 29 Catches, 412 Yards und 2 TDs, eine durchaus beachtliche Leistung. Mit 2,4 Catches pro Spiel und 34,4 Yards pro Spiel belegte er in diesen Kategorien die Plätze 4 und 5 unter allen Freshman in der SEC.

In seinem Sophomore Year explodierte Brown dann förmlich: 75 Catches, 1.252 Yards, 11 TDs! Hier eine kleine Auswahl an Preisen und Ernennungen, die er damit abräumte und Rekorde, die er aufstellte:

  • Dritter Ole Miss WR mit über 1000 Yards in einer Saison
  • Ole Miss Single Season Receiving Record (1.252 Yards)
  • Ole Miss Single Game Receiving Record (233 Yards)
  • Ole Miss Single Season TD Record (11 TDs)
  • Ole Miss Single Game Receptions Record (14 Catches)
  • SEC Leader in Yards & TDs
  • #10 des Landes in Receiving Yards
  • #11 des Landes in TD Catches
  • Gewinner der Connerly Trophy (Top Player in Mississippi)
  • Biletnikoff Award Halbfinalist (Bester WR des Landes)
  • 2017 All-SEC First Team (Coaches, AP, Phil Steele)
  • 2017 All-America Second Team (Phil Steele)
  • 2017 All-America Third Team (AP)

 

Wer das schon für herausragend hielt, den sollte A.J Lügen Strafen, denn in seiner Junior Season setzte er noch einmal oben drauf und brach einige seiner eigenen Rekorde - und das obwohl er sich mit WR D.K. Metcalf, WR DaMarcus Lodge und TE Dawson Knox im wohl besten Receiving Crops des Landes die Targets teilen musste. Besonders interessant sind hier die letzten 4 Spiele, als er sich wegen der Verletzung von Metcalf als outside WR beweisen und nicht wie sonst üblich im Slot agieren durfte. Er meisterte dies bravourös und lieferte 4 100+ Yards Spiele ab. Insgesamt brachte er es auf 85 Catches (neuer Schulrekord), 1.320 Yards (neuer Schulrekord) und 6 TDs. Auf dem Weg dahin lieferte er zudem das erst vierte Spiel eines Ole Miss Receivers mit mehr als 200 Yards ab. Zwei dieser Performances gehören A.J. Brown. Außerdem hat er einen neuen Rekord für die meisten 100-Yard Games an der Ole Miss aufgestellt. Der Vollständigkeit halber hier noch seine Auszeichnungen und Awards seiner Junior Season:

  • 2018 All-America Second Team (FWAA, Phil Steele)
  • 2018 All-America Honorable Mention (CollegeFootballNews.com)
  • 2018 All-America Third Team (AP)
  • 2018 All-SEC First Team (AP, Coaches)
  • 2018 C Spire Conerly Trophy Finalist (Top Player in Mississippi)
  • 2018 Biletnikoff Award Semifinalist (Best Receiver)
  • 2018 Maxwell Award Watch List (Best Player)
  • 2018 Walter Camp Award Watch List (Best Player)

 

Sein finales College Stat Sheet liest sich wie folgt:

Draft Prozess, Combine & Pro Day

Wie auch Jeffery Simmons, entschied sich A.J Brown, sich bereits als Junior für den NFL Draft anzumelden. Kurz danach wurde er zum Combine eingeladen. Die große Frage, die es für A.J. in Indianapolis zu beantworten galt, war die nach seiner 40-Yard Dash Zeit. Zuweilen wurde ihm während seiner Zeit an der Ole Miss mangelnder Top Speed nachgesagt.

So wirklich beantworten konnte er die Frage nicht. Mit einer Zeit von 4,49 Sekunden findet er sich knapp über dem Durchschnitt wieder. Seine 10-Yard und 20-Yard Splits lagen bei 1,56 und 2,65 Sekunden, ebenfalls durchschnittliche Ergebnisse. Bei seinem Pro Day wurde er handgestoppt mit 4,25 Sekunden beim Shuttle Drill und mit 7,00 Sekunden beim 3 Cone Drill. Wieder durchschnittliche Werte. Ein echter Deep Threat wird aus ihm wohl nicht mehr. Auch beim Vertical und beim Broad Jump bewegt er sich rund um den Mittelwert aller jemals beim Combine gemessenen Werte für Receiver. Herausragend war lediglich sein Wert beim Bankdrücken. Mit 19 Wiederholungen schrammt er nur knapp an den Top-15% aller Receiver vorbei. Gepaart mit einem für einen Receiver sehr hohen Gewicht von 226 LBS, macht ihn das wohl zu einem äußerst robusten Receiver. Mit einer Größe von 6’1” zählt er eher zu den kleineren Receivern. Seine weiteren Messwerte deuten aber auf seine größte Stärke hin: In den Kategorien Handgröße und Armlänge gehört er jeweils zu den besten 25% aller jemals beim Combine vermessenen Receiver und machen ihn zu einem Receiver mit großem Catch Radius. Dies deckt sich hervorragend mit dem, was wir im nächsten Teil auf seinem Game Tape sehen werden.

Die Titans trafen sich mit A.J. Brown im Rahmen des Combine und OC Arthur Smith war beim Ole Miss Pro Day vor Ort.

Tape Study

Bei A.J. Brown möchte ich besonders auf seine letzten 4 Spiele, in denen er als Outside WR eingesetzt wurde, eingehen. Das erste GIF stammt aus dem Spiel gegen die - wie könnte es anders sein? - aus Nashville kommenden Vanderbilt Commodores.

Play Speed & Yards after Catch

A.J. ist am unteren Bildrand als X-Receiver aufgestellt, Rebels laufen ein Smash Concept auf der Seite von Brown, bei dem A.J. eine Hitch Route läuft und der SLot WR auf einer Seite eine (zugegebenermaßen sehr freie Interpretation einer) Corner Route läuft. Die Commodores spielen Cover 1 Man und durch die Off Coverage (Cornerback steht ca 7 Yards tief) und die Tatsache, dass er seine Hüften sofort dreht und ins Backpedal geht, ist die Hitch Route ein einfache Completion für Ta’amu zu Brown. Bisher ist dieses Play nicht Rede wert, doch danach zeigt Brown, dass sein Play Speed doch deutlich besser aussieht, als es die 40 Yard Dash Zeit vermuten lässt. Mit einem kurzen Verzögern, zwingt er den CB, kurz innehzuhalten. Darauf hat Brown gewartet und schlägt ihn nach außen. Dabei stellt er seine Elusiveness und sein besonderes Talent für Yards after Catch unter Beweis, als sich in vollem Tempo mit dem Oberkörper um den Tackle Versuch windet. Auch die Hände an der Hüfte bringen ihn nicht aus der Balance und dann zündet er den vielzitierten zweiten Gange. Keiner der DBs hat auch nur den Hauch einer Chance und A.J. fängt den längsten TD Pass seiner Karriere über 84 Yards. Hier noch einmal die Sequenz bis zum gebrochenen Tackle in Zeitlupe:

Route Running & Yards after Catch

Das nächste Play stammt aus dem Spiel gegen die Texas A&M Aggies eine Woche später. Brown ist wieder als X-Receiver am unteren Bildrand aufgestellt und läuft eine Dig Route, das heißt er setzt nach ca 15 Yards einen schnellen Cut nach innen, ohne dabei viel Geschwindigkeit zu verliren. Die Aggies spielen eine Cover 4 Zone. Browns Job ist es also, den Bereich zwischen den LB und den Safeties zu attackieren.

Der Cornerback versucht A.J.’s Release zu stören, doch Brown schlägt dessen Hand einfach weg und kommt sauber in seine Route. Der spannende Teil des GIFs ist leider nicht so gut zu sehen, da der Cut teilweise außerhalb des Bildes passiert. Brown verliert jedoch kaum Geschwindigkeit bei seinem Cut, die lässt sich wunderbar am gewonnen Freiraum zum CB ablesen. Noch während des Cuts nach innen dreht Brown seinen Kopf zum QB und ist in Erwartung des Balles. Dieser kommt auch postwendend, jedoch muss Jordan Ta’amu den Ball leicht in den Rücken von A.J. werfen, um den in der Zone lauernden LB keine Chance auf den Ball zu lassen. Brown reagiert perfekt darauf und drosselt seine Geschwindigkeit etwas und kann den Ball schön im Laufen fangen. Danach wird er wieder zu dem nun schon vielfach angepriesen YAC Monster und ist mit ein, zwei Schritten gleich wieder auf Höchstgeschwindigkeit. Dann vermeidet er mühelos den Tackle Versuch des Safeties und gibt sich danach nicht mit 40 Yards zufrieden und lässt sich aus dem Spielfeld drängen, sondern bedient sich eines Stiff Arms und gewinnt so noch einmal 5 zusätzliche Yards.

Jump Balls & Körperkontrolle

Das letzte GIF stammt nun wieder aus dem Spiel gegen die Commodores. In diesem zeigt A.J. Brown, dass er nicht nur auf kurzen und intermediate Routes glänzen kann, sonder durchaus auch in der Lage ist, 50/50 Bälle zu fangen.

Wieder ist er als X-Receiver am unteren Bildrand zu finden, Vanderbilt spielt wieder eine Cover 1 und der Cornerback zeigt Press Coverage an. Browns nutzt seine Hände um sich einen guten Release nach außen zu erkaufen, der Cornerback bleibt aber eng dran und ist eigentlich in guter Position um eine Completion zu verhindern. Weil er schon sehr nahe an der Sideline ist, erwartet A.J., dass Ta’amu ihm den Ball in den Lauf legt, weshalb er sich über seine innere Schulter nach dem Ball umsieht. Er erkennt, dass der Ball als Back Shoulder Fade geworfen ist und korrigiert seine Route in vollem Laufe zum Ball. Dazu dreht er sich einmal um die eigene Achse und setzt seinen Sprung so an, dass er den Ball an der für ihn höchstmöglichen Stelle fangen kann. Aus der Endzonen-Perspektive sieht man noch einmal deutlicher, wie perfekt er den Ball in der Luft findet, seine Route an die Flugbahn anpasst und ihn dann mit beeindruckender Körperkontrolle fängt - ein Play, wie es ihm Lehrbuch steht:

Scheme Fit und Rolle im Team

Der Scheme FIt für A.J. Brown bleibt das vielleicht größte Fragezeichen an diesem Pick. Vor dem Draft waren sich die Experten und auch wir einig, dass uns ein Receiver mit viel Speed gut zu Gesicht stehen würden. Taywan Taylor konnte bisher nicht in der ihm zugedachten Rolle als Deep Threat überzeugen, weshalb man in der Draft Community auf einen Receiver mit einem dritten, vierten und fünften Gang hoffte, um Defenses vertikal auseinander zu ziehen und im Bereich von 5 bis 20 Yards mehr Raum für Corey Davis, Adam Humphries und Delanie Walker zu schaffen.

Dieser Receiver wird Brown wohl nicht werden, dafür bietet er ein weiteres Target mit sicheren Händen für Marcus Mariota. Dass er seinen hervorragenden Catch Radius einzusetzen weiß, belegt seine Catch Rate von 75% auf Targets in seine Richtung. Seine beiden Teamkollegen D.K. Metcalf und DaMarcus Lodge kommen jeweils nur auf knapp 62%.

Wie erwähnt, durfte er in den letzten 4 Spielen seiner College Karriere als Outside Receiver ran, zeigte aber mit 4 100-Yard Spielen, dass er auch dort bestehen kann. Seine größte Stärke liegt aber sicherlich im Slot, dort spielte er auch die meiste Zeit bei den Rebels. Für diese Position wurde jedoch in der Free Agency Adam Humphries für viel Geld verpflichtet, weshalb ich eine Rotation hier für eher unwahrscheinlich halte. In 4-Receiver-Sets könnte er jedoch gemeinsam mit Humphries im Slot spielen. Am wahrscheinlichsten scheint ein Konkurrenzkampf mit Taywan Taylor um die Position den Z Receivers. Gerade bei kurzen Crossing Routes, Slants & Hitches könnte er mit seiner großartigen Fähigkeit Yards nach dem Catch zu produzieren und Tackles zu vermeiden für Gefahr in der gegnerischen Defense sorgen.

Pick Grade

Wenn der Scheme Fit und seine Rolle nicht noch ein paar kleine Fragen aufwerfen würden, würde ich hier ohne zu zögern ein A+ vergeben. Einen Spieler mit den Fähigkeiten und der College Production eines A.J. Brown an Pick #51 abzustauben, könnte sich als riesengroßer Steal entpuppen. Auf den Boards einiger Analysten war er sogar als WR #1 geführt. So oder so haben die Titans ihrem Receiving Corps mit diesem Pick ein klares Upgrade verschafft.

 

Grade: A


Autor: Florian Schmitt

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